Filmteam sammelt Geschichten geflüchteter Menschen

(eb) „Nächste Woche fahren wir nach Berlin“, freut sich Maan Mouslli. Dort trifft er alte Freunde wieder. Viele geflüchtete Künstler sowie Friedens- und Freiheitsaktivisten aus Syrien und Palästina leben in der deutschen Hauptstadt. Der 31-jährige Mouslli hat sich gemeinsam mit ihnen in der friedlichen syrischen Revolution engagiert, als Kameramann und Fotograf. Nun lebt er im Exil in Osnabrück. Von hier aus fährt er gemeinsam mit einem ehrenamtlich arbeitenden Filmteam in viele andere Gegenden und Städte Deutschlands. Meist sitzt er hinter der Kamera und stellt Fragen. Davor: Menschen mit Fluchtgeschichten – unterschiedlichen Alters und Geschlechts, aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichen Fluchtgründen, junge Menschen, alte Menschen, Menschen mit und ohne Behinderung, unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher sexueller Orientierung. Allen gemein sind die Themen Flucht, Migration und Integration. Über 100 Interviews sollen es werden. Wenn die Dreharbeiten fertig sind, entsteht daraus der Dokumentarfilm „Newcomers“. Das Projekt wird vom Caritasverband für die Diözese Osnabrück und Exil – Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge e.V. unterstützt.
„Newcomers sind für uns Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind und hier ein neues Leben aufbauen müssen“, erklärt die Produzentin des Films, Sara Höweler. „Das Wort ,Flüchtling‘ ist in Deutschland mittlerweile schon fast zu einem Schimpfwort geworden“, so Höweler weiter. „,Newcomers‘ ist deutlich positiver besetzt.“ Angelehnt sei der Begriff an Hannah Arendts bekannten Aufsatz „Wir Flüchtlinge“, in dem die deutsch-jüdische Politikwissenschaftlerin für ein neues Selbstbewusstsein der vor dem Nazi-Regime Geflüchteten in den USA wirbt, für ihre Sache politisch aktiv zu werden.
Neu dabei im Team, das sich aus Ehrenamtlichen des Exil-Vereins zusammensetzt, ist Arezao Naiby aus Afghanistan, die in Kabul als Reporterin für den amerikanischen Fernsehsender „Voice of America“ tätig war und aktuell für den Web-Sender „WDRforyou“ arbeitet. Zum Auftakt der Dreharbeiten Ende November war das Team in München und Söchtenau, anschließend wurde in Stadt und Landkreis Osnabrück, Düsseldorf und Göttingen gedreht. Ende Januar fuhr das Team für eine Woche nach Köln, im Februar geht es u.a. nach Berlin und Hamburg. Viele weitere Städte sollen folgen.
 
Unterstützung erhalten sie dabei von der Q1 Energie AG und dem Autohersteller Hyundai. „Schon als wir das erste Mal vom Projekt gehört haben, waren wir total begeistert“, sagt Daniel Hopkins, Leiter Unternehmenskommunikation bei Q1. „Das Projekt adressiert die wichtige Frage von Integration durch Verständnis und Toleranz und gibt geflüchteten Menschen nicht nur ein Gesicht, sondern auch eine Stimme“. Die Q1 Energie AG stellt dem Filmteam für den gesamten Projektzeitraum eine Tankkarte zur Verfügung, mit der die Benzinkosten gedeckt werden können. Hyundai stellte für die ersten Monate kostenlos ein Fahrzeug zur Verfügung. Weitere Förderer sind u.a. die Sparkasse Osnabrück, die Robert Bosch Stiftung und die Stiftung Kunstfonds.
Über das Projekt „Newcomers“
„Newcomers“ ist ein gemeinsames Filmprojekt vom Caritasverband für die Diözese Osnabrück und Exil – Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge e.V. Der Film soll ab 2018 bundesweit in Programmkinos und auf Diskussionsveranstaltungen gezeigt werden und über soziale Medien verbreitet werden. Schulen und anderen Bildungsträgern soll er über ein Web-Portal zur Verfügung gestellt werden.
Bildunterschrift: Freuen sich über die gestarteten Dreharbeiten: (v. l.) Laura Lemmer, Arezao Naiby, Sara Höweler und Maan Mouslli vom „Newcomers“-Filmteam mit Daniel Hopkins (Q1 Energie AG) und Günter Sandfort (stv. Caritasdirektor). Foto: Caritas/Kückmann