Cities for Life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe 2022
(PM)Auch die Stadt Osnabrück wird wieder dabei sein, wenn in den Abendstunden des 30. November Städte in aller Welt ihren symbolischen Protest gegen die Todesstrafe zum Ausdruck bringen, indem ein öffentliches Gebäude in besonderer Weise beleuchtet wird. Stattfinden wird die Aktion erneut auf Initiative der Gemeinschaft Sant’Egidio und in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen der 21. Internationale Aktionstages „Cities for Life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe.”
Wie seit mehreren Jahren zuvor werden auch diesmal die Verantwortlichen des Osnabrücker Theaters dafür sorgen, dass ihr Gebäude illuminiert wird. Stellvertretend für die gesamte Friedensstadt Osnabrück wird durch diese Aktion auch diesmal die besondere Verbundenheit der Theater-Belegschaft mit weltweiten Aktionen für Humanismus, Menschenrechte und einen toleranten Umgang miteinander dokumentiert.
Seit 2002 und somit schon 20 Jahren wird der Aktionstag der „Cities for Life“ mit Veranstaltungen zur Sensibilisierung der Zivilgesellschaft durchgeführt, um eine Kultur der Achtung des menschlichen Lebens zu stärken. Diese weltweit größte Mobilisierung von Städten möchte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Menschenrechte und den Wert des Lebens lenken. Dies scheint besonders in einer Zeit des Krieges angebracht, der in dramatischer Weise nach Europa zurückgekehrt ist. In solchen Krisenzeiten benötigen die Menschenrechte besondere Unterstützung. Allzu oft werden sie vernachlässigt und anderen Prioritäten wie beispielsweise der Sicherheit untergeordnet.
In Deutschland beteiligen sich fast 300 Städte am Aktionstag (viele Großstädte wie Berlin, Hamburg, Stuttgart, Bremen, Köln, Leipzig, Schwerin, Rostock, Nürnberg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Dortmund, Würzburg neben zahlreichen kleineren Städten). Unterschiedliche Aktionen werden gestaltet, z.B. eine besondere Beleuchtung bekannter Gebäude, Dichterlesungen, Begegnungen mit Zeugen, Projekte in Schulen etc.
Mehrere Male hat Papst Franziskus alle Menschen guten Willens aufgerufen, eine Kultur der Wertschätzung und des Friedens im Einsatz gegen Gewalt und auch gegen die Todesstrafe zu verbreiten. Er bezeichnet die Todesstrafe als „eine unmenschliche Maßnahme, die in jeglicher Weise ihrer Anwendung gegen die persönliche Würde verstößt“.
In den vergangenen Jahren wurden Erfolge auf dem Weg der Abschaffung der Todesstrafe erzielt. Im Dezember 2020 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen zum wiederholten Mal eine Resolution über ein universales Moratorium der Todesstrafe mit noch größerer Zustimmung als in den vorherigen Jahren verabschiedet (123 Länder für ein Hinrichtungsmoratorium, vier neue Staaten unterstützten die Resolution zum ersten Mal). Im Dezember dieses Jahres wird die UN-Generalversammlung eine neue Resolution für ein weltweites Moratorium für die Todesstrafe verabschieden in der Hoffnung, die Bewegung für die universale Abschaffung der Todesstrafe weiter zu stärken.
Erfolge gibt es auch in diesem Jahr zu vermelden. Am 27. Mai 2022 stimmte die Nationalversammlung der Zentralafrikanischen Republik per Akklamation für die Abschaffung der Todesstrafe, die noch vom Präsidenten der Republik zu verkünden ist. Afrika ist somit auf dem Weg, nach Europa der zweite Kontinent ohne Todesstrafe zu werden. Im Juni 2022 wurde in Kasachstan die neue Verfassung durch ein Referendum akzeptiert, in der die Todesstrafe nicht mehr vorkommt. Gute Nachrichten gibt es auch aus den USA, denn mit Virginia (ein Südstaat mit traditionell hohen Hinrichtungszahlen!) hat der 23. US-Bundesstaat die Todesstrafe abgeschafft. Insgesamt ist über einen längeren Zeitraum hinweg allgemein eine Abnahme der Todesurteile und Hinrichtungen festzustellen, auch wenn Angaben nicht immer überprüft werden können.
Leider bleiben besorgniserregende Nachrichten nicht aus. Insbesondere sind aus Krisengebieten steigende Vollstreckungszahlen zu registrieren. Todesurteile werden häufig wegen Drogendelikten verhängt und sind nicht selten von Diskriminierung der Ärmsten und Schwächsten geprägt. Auch können regimekritische Äußerungen zu Todesurteil und Hinrichtung führen, wie dies in diesem Jahr in Myanmar geschehen ist. Daher bleibt die Bedeutung dieses globalen Einsatzes für eine Kultur des Lebens dringend erforderlich.
Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung in ca. 70 Ländern der Welt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Seit 1998 engagiert sie sich gegen die Todesstrafe und setzt sich mit der World Coalition against the Death Penalty für ihre universale Abschaffung ein. Sie hat 2002 die Aktion „Cities for life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe“ ins Leben gerufen. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte. Mitglieder von Sant’Egidio pflegen weltweit Hunderte von Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und sind weltweit im Einsatz für eine Humanisierung der Haftbedingungen in Gefängnissen insbesondere in Afrika engagiert.
Bild: Das angeleuchtete Kolosseum in Rom. © Sant’Egidio