Marmorschätze aus der Renaissance zurück in Osnabrück
(PM)Dank der finanziellen Förderung durch die Herrenteichslaischaft konnte das Museumsquartier Osnabrück drei wertvolle Werkstücke aus Carrara-Marmor für die Sammlung des Kulturgeschichtlichen Museums erwerben. Im Einzelnen handelt es sich um eine auf 1595 datierte Lisene, einen offensichtlich dazugehörenden Kaminsims sowie einen Kaminsims mit Osnabrücker Wappen vom Ende des 19. Jahrhunderts.
„Ein paar Jahrzehnte hat es gedauert, doch nun sind sie zum Glück wieder in Osnabrück“, freut sich Christian Mohrbutter, Vorstandsvorsitzender der Laischaft, über die Rückkehr der Zeugnisse jahrhundertealter Handwerkskunst. Ihre Odyssee begann in den 1960er Jahren, als die Stücke im Auftrag der Stadt bei Bauarbeiten im Ledenhof demontiert wurden, da sie dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprachen. In den 1980er Jahren konnte sie die Steinmetzfirma Wennemer GmbH aus Münster-Handorf käuflich erwerben, hatte aber nie wirklich Verwendung für sie. Zudem gehörten sie auch für Wennemer irgendwie zurück nach Osnabrück.
Daher resultierte sein Verkaufsangebot an das Museumsquartier, das dort sofort die Neugierde weckte, zumal die beiden der Spätrenaissance zuzuordnenden Steinmetzarbeiten qualitativ sehr hochwertig sind. Offensichtlich handelt es sich um Arbeiten eines italienischen Meisters. Tatsächlich ist der Carrara-Marmor in dieser Qualität für die Zeit in der Osnabrücker Region eher ungewöhnlich.
Eine mögliche Erklärung liefert die besondere Geschichte und Rechtsstellung des Ledenhofes, der zu den wenigen erhaltenen Renaissance-Bauten in Osnabrück gehört. Die Familie Leden hatte ihren Wohnsitz im 14. Jahrhundert vom Tecklenburgischen in die Stadt verlegt und stellte zwischen 1434 und 1505 mehrere Bürgermeister. 1499 wurde Bürgermeister Heinrich (III.) von Leden von Kaiser Maximilian I. durch kaiserliches Privileg von der städtischen Steuer und Gerichtsbarkeit befreit und besaß Asylrecht für sein Haus. Die Verbindungen zum Kaiserhaus des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation könnten eine mögliche Spur nach Italien und zu den Steinbrüchen von Carrara sein.
Auch der neohistoristische, wohl nach 1870 entstandene Sims hat eine besondere Geschichte. Die signierte Arbeit wurde vom Osnabrücker Stadtbaumeister Emil Hackländer (1830–1902) entworfen und von dem Steinmetz L. Steinhauer ausgeführt. Sie zeigt in der Mitte das Wappen der Stadt Osnabrück. Vermutlich entstand sie im Kontext öffentlicher Repräsentation. Stilistisch bestehen deutliche Bezüge zu den anderen beiden Werkstücken.
„Hackländer war zugleich Leiter der Gewerbeschule und schulte den Osnabrücker Handwerkernachwuchs ästhetisch gerne anhand der Vorbilder der klassischen Kunst“, ergänzt Thorsten Heese, am Museum zuständig für Stadt- und Kulturgeschichte. „Hier könnte ein unmittelbarer Bezug zwischen den drei Werkstücken bestehen.“
All diese Hintergründe der für Osnabrück kultur- und stadtgeschichtlich interessanten Marmorarbeiten haben auch Hermann Queckenstedt vom Vorstand der Herrenteichslaischaft schnell überzeugt: „Als wir von der Wiederentdeckung erfuhren, haben wir nicht lange gezögert und die Förderung beschlossen.“ Im nächsten Schritt werden die gewichtigen Objekte im Museum fachlich auf eventuell notwendige konservatorische Maßnahmen geprüft und wissenschaftlich dokumentiert.
Bild: Wennemer Mamor, Ledenhof um 1595: Zeugnis der Wiederentdeckung antiker Kunst im 19. Jahrhundert: Gesims, entworfen von Stadtbaumeister Emil Hackländer © Thorsten Heese