Verbraucherzentrale Niedersachsen droht herber Personalabbau

(SW/ dpa) Der Verbraucherzentrale Niedersachsen droht nach eigener Aussage der Wegfall von jeder fünften Stelle. Nach Plänen der Landesregierung werde die Zentrale im kommenden Jahr rund 2,1 Millionen Euro weniger zur Verfügung haben als in diesem Jahr, kritisierte der Vorstandsvorsitzende Randolph Fries gestern in Hannover. Damit müssten bis zu 20 der rund 100 Stellen in Niedersachsen gestrichen werden. Ein flächendeckender Verbraucherschutz sei so nicht mehr sicherzustellen – und das, obwohl die Nachfrage gerade vor dem Hintergrund der Energiepreiskrise anhaltend hoch sei.

Pro Einwohner des Landes habe die Verbraucherzentrale 2024 nur noch 25 Cent zur Verfügung, rechnete Fries vor. Damit sei Niedersachsen «absolutes Schlusslicht». Der Bundesschnitt liege bei 60 Cent pro Einwohner. In ihrem Koalitionsvertrag hatte die Regierung aus SPD und Grünen noch erklärt, sie wolle die Finanzierung «mindestens auf den bundesweiten Durchschnittswert» anheben.

Verbraucherschutzministerin Miriam Staudte (Grüne) betonte, dieses Ziel verfolge die Regierung auch weiterhin. Allerdings sei es bei den jüngsten Haushaltsberatungen nicht möglich gewesen, die Krisenhilfe aus dem Vorjahr zu verstetigen. Staudte verwies auf andere Projekte der Landesregierung wie die höhere Besoldung von Lehrkräften und den sozialen Wohnungsbau. Sie freue sich aber, «wenn sich bis zum Landtagsbeschluss hier noch Spielräume ergeben, denn die Beratungsbedarfe im Energiebereich sind tatsächlich weiter hoch».

Die CDU-Abgeordnete Verena Kämmerling sprach hingegen von einem «Schlag ins Gesicht der Menschen, die besonders in diesen Krisenzeiten auf eine kompetente Beratung angewiesen sind». Die Landesregierung setze falsche Prioritäten.

Mehr als 170 000 persönliche Kontakte verzeichnete die Verbraucherzentrale im vergangenen Jahr. Darunter waren rund 65 000 Beratungen, von denen etwa die Hälfte auf Energiethemen entfiel. Ein Trend, der sich Anfang 2023 fortsetzte: Im ersten Halbjahr zählten die Verbraucherschützer schon 20 000 Beratungen allein zur Energie.

Einer der Ratschläge: Wer Strom und Gas vom Grundversorger bezieht, bezahlt häufig mehr Geld als nötig. Entsprechend könne es sich lohnen, einen Anbieterwechsel zu prüfen. Bei den Grundversorgern in Niedersachsen liege die Preisspanne aktuell bei 30,5 bis 99,3 Cent pro Kilowattstunde Strom und bei 7,8 bis 24,6 Cent pro Kilowattstunde Gas. Sonderverträge seien dagegen mit etwa 26 Cent pro Kilowattstunde Strom und etwa 9 Cent pro Kilowattstunde Gas oft günstiger, sagte Geschäftsführerin Petra Kristandt.

Landesweit hat die Verbraucherzentrale noch elf Beratungsstellen. Vor einigen Jahren waren es rund doppelt so viele. Neben individueller Beratung bietet der Verein unter anderem auch Serviceauskünfte am Telefon und Online-Vorträge an.