Update: Hannovers Landesbischof Ralf Meister lehnt Rücktritt ab
(SW) Der Landesbischof der evangelischen Kirche Hannovers, Ralf Meister, hat einen Rücktritt trotz Versäumnissen seiner Kirche im Umgang mit Missbrauchsfällen abgelehnt. Er räumte allerdings Fehler im Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt ein. Der 62 Jahre alte Theologe reagierte heute vor Journalisten auf den Bericht einer Unabhängigen Aufarbeitungskommission zum Kindesmissbrauch in der König-Christus-Gemeinde in Oesede.
Es sei «unsensibel und falsch» gewesen, Betroffene ab 2011 an das zuständige juristische Dezernat zu verweisen, sagte Meister am Freitag. «Ich habe dazu beigetragen, dass Betroffene weiterhin nicht angemessen gehört wurden.»
Ein 2018 gestorbener Diakon der Gemeinde wird beschuldigt, mindestens acht Kinder teils schwer sexuell missbraucht zu haben. Oesede ist ein Ortsteil von Georgsmarienhütte. Dem Bericht zufolge vertuschten die Kirchen-Verantwortlichen die von Eltern geschilderten Taten in den 70ern, selbst im Kündigungsschreiben für den Mann 1977 seien die Fälle nicht erwähnt worden.
Eine Frau hatte unter dem Pseudonym Lisa Meyer im Herbst 2021 von dem schweren sexuellen Missbrauch berichtet, den sie als Elfjährige erlitten hatte und für den der frühere Diakon aus Oesede nie strafrechtlich belangt wurde. Die Aufarbeitungskommission bescheinigte auch dem Landeskirchenamt Hannover «schwere Versäumnisse» bei der Aufarbeitung ab 2011. «Ich halte einen Rücktritt von Landesbischof Meister zu diesem Zeitpunkt für wichtig und richtig und stehe mit dieser Meinung nicht alleine», sagte Meyer am Mittwoch der dpa.
Meister sagte, er habe nach Abwägung und Gewissensprüfung trotz der von ihm begangenen Fehler entschieden, im Dienst zu bleiben. Angesprochen darauf, ob er damit nicht der Kirche schade, sagte der Landesbischof: «Die Glaubwürdigkeitsfrage entscheiden Sie nicht selbst, die Glaubwürdigkeitsfrage entscheiden andere.» Sein Amt sei durch Wahl verliehen und begrenzt. Wenn von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Vertreterinnen und Vertretern der Kirche Signale kommen würden, «dass die Glaubwürdigkeit massiv durch meine Person gefährdet ist, würde das für mich eine neue Situation ergeben».