Erstmals im Kinderhospital Osnabrück Bogenschießen als Therapie

Ergotherapeut Henrik Hasselmann und stellvertretende Pflegedirektorin Silke Hövelkamp stellen das neue therapeutische Bogenschießen am Kinderhospital Osnabrück vor. Foto: Meier/Kinderhospital
(PM) Bogenschießen als Therapie im Kinderhospital Osnabrück am Schölerberg: Bei dem neuen Angebot gehe es nicht unbedingt darum, ins Schwarze zu treffen, so Ergotherapeut Henrik Haßelmann, der sich in einer speziellen Fortbildung mit dem therapeutischen Bogenschießen befasst hat. Wichtiger sei es, zur Ruhe und Konzentration zu gelangen, sagt er: So könne das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wachsen.
Es zeige sich, dass die jungen Patienten lernen, auch gedanklich loszulassen, wenn sie den Pfeil lösen. Therapeutisches Bogenschießen verbinde Körper, Geist und Seele miteinander. Die Patienten erleben ein Wechsel von Spannung und Entspannung. Der Patient solle in der Gesamtheit von Körper, Emotionalität und kognitiven Fähigkeiten gefördert und unterstützt werden. Das intuitive Bogenschießen erfordere ein hohes Maß an bewusster Aufmerksamkeit für den eigenen Körper, für den Umgang mit dem Bogen und die Umgebung, erläutert Haßelmann. Der Schütze entwickele ein Bewusstsein für die Bewegung. Die zunächst fremden Bewegungsabläufe würden erlernt und durch Wiederholungen zunehmend gewohnter, flüssiger und wiederholbarer. Das intuitive Bogenschießen ist Bogenschießen ohne Zielhilfe. Vor jeder Einheit wird der Bogen gemeinsam neu gespannt. Die Wurfarme werden an das Mittelteil geschraubt. Anschließend wird die Sehne mit Hilfe einer Spannschnur eingelegt. Dieses Ritual findet bewusst vor jeder Einheit statt.
Inhalte der Vorübungen sind: Atem-Aufmerksamkeit, Standübungen und die Sensibilisierung der Körpermitte. Es gehe darum, den eigenen Stand als sicher zu erleben sowie eine aufrechte kraftvolle Haltung mit Öffnung des Brustkorbes ohne Verkrampfung einzunehmen. Auch eine hohe Spannung beim Spannen der Bogensehne bei gleichzeitiger Entspannung des übrigen Körpers gehöre dazu, berichtet der Therapeut. Zudem spiele die Verwirklichung der Leichtigkeit von Kraft und Anspannung eine Rolle in den therapeutischen Stunden. Denn der Zeitpunkt des Loslassens müsse selbst bestimmt werden und könne nicht endlos hinausgezögert werden. Laut Haßelmann muss Geduld aufgebracht werden, um das Bogenschießen zu erlernen. Als Ziele des therapeutischen Bogenschießens nennt er: Statt Ergebnisfixierung sollen der Prozess und die Aufmerksamkeit im Fokus stehen, Synchronisierung von Atem, Gefühl und Körpermotorik, Förderung der sozialen Integration, Aktivierung und Förderung von Konzentrationsfähigkeit sowie Förderung der Differenzierungsfähigkeit der Patienten und Ausgleich zu frustrierenden Lebensbereichen.
Hilfreich könne das therapeutische Bogenschießen zum Beispiel bei folgenden Krankheitsbildern sein, erklärt Haßelmann: Essstörung, Angststörungen, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Depression, ADS/ADHS sowie bei Zwangserkrankungen. Derzeit wird das Bogenschießen als Einzeltherapie angeboten. Eine mögliche Erweiterung zur Gruppentherapie im Bogenschießen wäre laut Haßelmann wünschenswert und würde das Therapieangebot im Kinderhospital Osnabrück sinnvoll bereichern.