Osnabrücker Dermatologe warnt vor Gefahren bei Arbeit in der Sonne

(PM) Die Menschen genießen den Sommer in vollen Zügen. Aber nicht jeder kann sich bei zu viel Sonne in den Schatten oder ins Büro zurückziehen. Ob Maurer, Landwirt, Polizist oder Postbote – viele Menschen arbeiten im Freien. Vor den Gefahren, die diese Arbeit in der Sonne mit sich bringt, warnt jetzt erneut Prof. Dr. Swen Malte John, Leiter der Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Osnabrück.

Wie im Projekt „Genesis-UV“ des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung herausgefunden wurde, bekommen viele Arbeiterinnen und Arbeiter durch die Sonne pro Jahr bis zu 600 sogenannte Standard-Erythem-Dosen (SED) ab. Diese hohen Dosen sind gefährlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt höchstens eine SED am Tag. Die „ungesunde Bräune“, wie John sie nennt, ist eine Abwehrreaktion der Haut. „UV-Strahlung schädigt das Erbmaterial unmittelbar, das heißt, Zellen entarten. Gleichzeitig wird das Immunsystem heruntergefahren“, so John.

Eine Folge der starken Sonneneinstrahlung kann der weiße Hautkrebs sein. Er zeigt sich zunächst an Frühformen, sogenannten aktinischen Keratosen. Später können sie dann in ein Plattenepithelkarzinom, also Hautkrebs, übergehen. „Im Gegensatz zum schwarzen Hautkrebs, malignes Melanom genannt, sind diese Stellen hautfarben und schuppig“, sagt John. Meist entstehen sie auf unseren „Sonnenterassen“ im Gesicht oder im Nacken, die der Sonne am meisten ausgesetzt sind. In vielen Fällen müssen diese Frühformen des weißen Hautkrebses alle zwei Monate entfernt werden, man handelt sich also eine hoch chronische Erkrankung ein. Deswegen sollte jeder sofort seinen Hausarzt zurate ziehen, wenn er erste  Anzeichen von weißem Hautkrebs bemerkt. Jährlich werden jetzt über 8700 Verdachtsfälle von beruflichem Hautkrebs in Deutschland gemeldet, der damit an bereits an dritter Stelle der häufigsten beruflichen Erkrankungen steht. Und die Zahlen steigen weiter an.

Die WHO hat am 16. Juni die elfte International Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD 11) der Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu haben John und sein Team maßgeblich beigetragen. Die neuen Diagnosecodes ermöglichen, dass die durch Sonne ausgelösten Formen von Hautkrebs leichter als Berufskrankheit identifiziert und damit gegebenenfalls auch als Berufsfolge anerkannt werden können. John koordiniert außerdem das gegenwärtige Forschungsvorhaben der WHO und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) weltweit die Krankheitslast von berufsbedingtem Hautkrebs zu erfassen.

John empfiehlt den Menschen in der Sonne lichtundurchlässige Kleidung und einen breiten Hut mit Nackenschutz. An den nicht bedeckten Hautpartien sollte eine Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 50+ zu verwendet werden. Am besten seien hier Produkte, die gegen UV-Strahlung der unterschiedlichen Wellenlängen, also UVA und UVB, schützen. Nächstes Jahr möchte John seine aktuelle Studie abschließen, in der es um spezielle Sonnencremes für die Arbeit geht.

Der Osnabrücker Dermatologe John setzt sich europaweit für eine stärkere Sensibilisierung in Forschung, Politik und Öffentlichkeit für beruflich bedingte Hautkrebserkrankungen ein. 2018 steht er wieder in der FOCUS-Ärzteliste. Vor kurzem hielt er beim MEPs against Cancer-Meeting zum wiederholten Male einen Vortrag im Europäischen Parlament. Auch beim „International Advisory Committee Meeting on non-ionizing Radiation“ der WHO in Portoroz (Slowenien) wurden die Osnabrücker Strategien zu einem besseren Arbeitsschutz für Beschäftigte diskutiert.

Foto: Universität Osnabrück/Fachgebiet Dermatologie/EADV