Praktische Konsequenzen aus dem Synodalen Weg für das Bistum Osnabrück
(PM)Neue Segensfeiern für Paare, Taufen auch durch Nicht-Kleriker sowie Frauen und Männer, die im Gottesdienst predigen: Das sind drei der konkreten Folgen, die die Beschlüsse des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland für das Bistum Osnabrück haben werden. Auch andere Beschlüsse des am vergangenen Wochenende mit der fünften Synodalversammlung vorerst abgeschlossenen Prozesses auf Bundesebene sollen im Bistum Osnabrück zeitnah umgesetzt werden. Das hat die Bistumsleitung um Bischof Franz-Josef Bode am heutigen Dienstag (14. März) nach einer Reflexion der Ergebnisse vom Wochenende beschlossen.
„Die mit überwältigender Mehrheit von Bischöfen und Laien getragenen Beschlüsse der letzten Synodalversammlungen geben uns den Rückenwind, den wir für konkrete Veränderungen in unserem Bistum brauchen“, sagt der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, der als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz auch Präsidiumsmitglied beim Synodalen Weg auf Bundesebene war. „Ermutigt auch durch verschiedene Äußerungen von Papst Franziskus haben wir manches hier mit breiter Beteiligung unserer Bistumsgremien in den vergangenen Jahren bereits gut vorbereitet, parallel zu den Veranstaltungen auf Bundesebene auf unserem eigenen Weg unter dem Motto ‚synod_os – gemeinsam weiter gehen‘. Ich danke allen, die sich in verschiedenen Arbeitsgruppen zu den Themen Macht, Frauen, Sexualität und priesterliches Leben engagiert und wichtige Vorarbeit geleistet haben.“
„Dank dieser Vorarbeit kann ich alle Paare in unserem Bistum, die nicht kirchlich heiraten können oder wollen, ihre Beziehung aber dennoch unter einen kirchlichen Segen stellen möchten, dazu ermutigen, sich bei uns zu melden“, so Bischof Bode. In manchen Kirchengemeinden des Bistums gebe es entsprechende Segnungsfeiern bereits. Queere oder wiederverheiratet geschiedene Paare etwa könnten sich an die Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort, ansonsten aber auch direkt ans Bistum wenden. Um der kirchlichen Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt auch strukturell Ausdruck zu verleihen, sei im Bistum bereits kürzlich eine neue Stelle für queere Pastoral eingerichtet worden.
Unmittelbar umgesetzt werden soll im Bistum ebenfalls das Vorhaben, künftig auch nicht geweihte Frauen und Männer die Kindertaufe spenden zu lassen. Bischof Bode: „Wir werden bereits in den nächsten Monaten eine erste Gruppe haupt- und ehrenamtlicher Laien aus verschiedenen Orten in unserem Bistum dazu befähigen, um in diesem wichtigen pastoralen Feld praktische Erfahrungen zu sammeln. Eine vorläufige Ordnung, die sowohl die Fort- und Weiterbildung als auch den Einsatz für entsprechend beauftragte Laien regelt, werde ich in den nächsten Tagen in Kraft setzen.“ Damit Frauen und Männer ohne Weihe künftig auch regelmäßig in katholischen Gottesdiensten predigen können, solle ebenfalls zeitnah eine entsprechende Diözesanordnung entwickelt werden.
Ein weiterer Themenbereich des Synodalen Weges, der kirchliche Umgang mit Macht, ist im Bistum Osnabrück ebenfalls bereits auf verschiedene Weise bearbeitet worden. So hat das Bistum im Jahr 2020 neue Leitlinien und Empfehlungen veröffentlicht, die Verantwortliche auf allen kirchlichen Ebenen für die eigene Arbeit beherzigen sollen. Die verschiedenen Gremien des Bistums und der diözesane Prozess einer „Kirche der Beteiligung“ wurden und werden gestärkt und weiterentwickelt. „Und auch bei der nächsten Wahl eines Bischofs für unser Bistum sollen mehr Menschen beteiligt werden, als das in der Vergangenheit der Fall war“, so Bischof Bode. Entsprechende Modelle, wie das gehen könne, gebe es bereits in anderen (Erz-)Bistümern wie Paderborn und Rottenburg-Stuttgart.
Mit der „Lebbarkeit und Verstehbarkeit des Priestertums“ setzen sich die Vertreter des Berufsstands im Bistum derzeit ebenfalls auseinander – auch hierfür ist im Rahmen des „synod_os“ ein eigenes Arbeitspapier entstanden. „Zugleich unterstützen wir sehr, dass die Frage des Pflichtzölibats für Priester überdacht wird“, so Bischof Bode. Diese Debatte müsse aber, wie auch die wichtige Frage von Diensten und Ämtern für Frauen in der Kirche, mit Rom und der ganzen Weltkirche weitergeführt werden.
Anfänge des Synodalen Weges liegen in Lingen
Die Anfänge des Synodalen Wegs lassen sich auf die Frühjahrstagung 2019 der Deutschen Bischofskonferenz in Lingen zurückführen. Damals berieten die Bischöfe über Konsequenzen aus der sogenannten MHG-Studie, die strukturelle Gründe für den sexuellen Missbrauch durch Priester und Diakone in der katholischen Kirche aufgezeigt hatte. Der Synodale Weg war gedacht als „Weg der Umkehr und Erneuerung“. Inhaltlich ergaben sich vier Themen, zu denen Foren gebildet wurden: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“, „Leben in gelingenden Beziehungen“, „Priesterliche Existenz heute“ und „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“.
Die Teilnehmenden des Synodalen Weges waren neben den Bischöfen vor allem Christinnen und Christen, die vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) berufen wurden. Aus dem Bistum Osnabrück nahmen folgende Personen als Mitglieder an der Synodalversammlung teil: Katharina Abeln (Vorsitzende des Katholikenrates), Bischof Franz-Josef Bode, Prof. Margit Eckholt (entsandt vom Katholisch-Theologischen Fakultätentag), Diakon Ansgar Maul (Arbeitsgemeinschaft Ständiger Diakonat), Propst Bernhard Stecker (Diözesanen Priesterräte) und Weihbischof Johannes Wübbe. Als Expertinnen für die Synodalforen zu Beziehungsfragen und zum Frauenforum waren die Leiterin der Abteilung Seelsorge, Martina Kreidler-Kos, und die Leiterin des Forums am Dom, Daniela Engelhard, tätig. Zudem war Pfarrer Daniel Brinker als Geistlicher Begleiter der Gruppe der „Jungen Synodalen“ vor Ort in Frankfurt.
Mit der 5. Synodalversammlung vom 9. bis 11. März hat der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland ein vorläufiges Ende erreicht. Die Frage, wie das Prinzip der Synodalität in der Kirche weiter verstetigt werden kann, soll in den kommenden drei Jahren auf Bundesebene ein Synodaler Ausschuss behandeln.
Symbolbild ©Bistum Osnabrück